Schon die Dauer der gestrigen Vorstandssitzung (23. Juni 2020) des Landessportverbandes für das Saarland im Tagungsraum 20 der Hermann Neuberger-Sportschule von 18.00 bis 22.30 Uhr unterstrich die besondere Bedeutung dieser Zusammenkunft, der wohl letzten unter Leitung des amtierenden Präsidiums mit Adrian Zöhler an der Spitze. Vizepräsident Bodo Wilhelmi sprach gar von einer historischen Sitzung. Das Wichtigste vorweg: Die 37 Vertreter der 59 saarländischen Sportfachverbände und kooperativen Mitglieder waren sich insbesondere beim Tagesordnungspunkt 9 Delegiertenschlüssel ihrer für die Zukunft mitentscheidenden Rolle bewusst. Sie folgten Sitzungsleiter Zöhler - dieser Punkt bereitet mir Bauchschmerzen - bei seinem Bestreben, nur mit einem gemeinsam beschlossenen Ergebnis die Sitzung zu verlassen und so die Basis für eine diesmal erfolgreiche außerordentliche Mitgliederversammlung zu schaffen. Auf Grund eines von Monika Schwarz (Leichtathletikverband) eingebrachten Verfahrensvorschlags entschieden sich die Sitzungsteilnehmer mehrheitlich für das vom Präsidium favorisierte Modell auf dem Weg zur neuen Mitgliederversammlung mit vom Gesetzgeber vorgeschriebenen höchstens 101 Vertreterinnen und Vertretern. Danach wird jeder Fachverband mit mindestens einer Stimme, die mitgliederstärksten Verbände ihrer Größe entsprechend mit mehr Stimmen dem Gremium angehören (Hare-Niemeyer-Verfahren). Nachdem die Delegierten sich Ende Januar nicht auf einen neuen Schlüssel einigen konnten, sehen alle Beteiligten der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Dienstag, 28. Juli 2020 um 18.00 Uhr in der Südwesthalle Bous nach dieser Vorstandssitzung zuversichtlich entgegen.
Im Beisein der Mitglieder des Aufsichtsrates mit dem Vorsitzenden Heinz König an der Spitze war zunächst der 2. Vorsitzende des Saarländischen Seglerverbandes, Dirk Frank, als neues Vorstandsmitglied gewählt worden. Anschließend informierte Dr. Werner Pitsch vom Sportwissenschaftlichen Institut der Universität des Saarlandes die Delegierten über die Erarbeitung des neuen Verteilerschlüssels der Totogelder, auf die die Verbände angesichts der Corona-Pandemie diesmal ganz besonders angewiesen sind. Basis waren die Antworten der Verbände auf eine Umfrage des Instituts. Die Verteilung der Gelder obliegt der künftigen Mitgliederversammlung. Danach erstattete Vizepräsident Wilhelmi, zuständig für die Finanzen des Verbandes, unter dem Gesichtspunkt größtmöglicher Transparenz die Berichte zum Jahresabschluss 2019 und zum Haushalt 2020. Beide wurden mit Beifall aufgenommen bzw. verabschiedet. Im zweiten Teil der Versammlung erläuterte Vize-Präsident Gottfried Hares als Vorsitzender der Satzungskommission den aktuellen Stand der Beratungen, die durch die Verabschiedung des LSVS-Gesetzes im Herbst 2019 nicht einfacher geworden waren. Die endgültige Verabschiedung der neuen Satzung wird - da in die Zukunft weisend - die Angelegenheit künftiger Verbands-Gremien sein. Ebenso wie die Zusammensetzung der Kommission nach dem Ausscheiden von Hares sowie weiterer bisheriger Mitglieder.
Hares berichtete anschließend über den Stand der Umbaumaßnahmen in Zusammenhang mit Halle 40. Er stellte den von einem Architekturbüro ausgearbeiteten Masterplan vor. Dieser sehe vor, eine in die Jahre gekommene Sporthalle zu entfernen und durch eine doppelgeschossige funktionale Halle zu ersetzen, die von Turnern, Handball und weiteren Sportarten genutzt werden solle. In einem zweiten Schritt würden die zum Teil unter Denkmalschutz stehenden Gebäude saniert und gegebenenfalls einer anderen Nutzung zugeführt. Die Kostenschätzung für den ersten Bauabschnitt belaufe sich auf netto rund 10 Mio. . Die Finanzierungsmittel für die Investition seien entsprechend des Mittelbedarfs sichergestellt. Das Präsidium werde in seiner nächsten Sitzung am 26. Juni 2020 über die Beauftragung des Architektenwettbewerbs entscheiden.
Unter dem Tagesordnungspunkt Abschlussbericht zu den Umstrukturierungsmaßnahmen erläuterte Bodo Wilhelmi die Vorgehensweise auf dem Weg zu einer digitalen Verbandsverwaltung seit dem Beginn diesen Jahres. 18 Fachverbände hätten sich dem neuen Verfahren bereits angeschlossen, weitere - so Wilhelmi - werden hoffentlich folgen. Er plädierte erneut für die Zusammenarbeit der saarländischen Sportfamilie in der neuen digitalen Welt. Mit nur noch einem System bekäme der LSVS eine funktionale Organisation, die letztendlich dem Dachverband, den Fachverbänden und den Vereinen zugute käme.
Am Schluss sprach das kooptierte Mitglied Thomas Wollscheid in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Saarländischen Sportjournalisten die Pressemeldungen über die Schadensersatzklagen gegenüber früheren Mandatsträgern des LSVS an. Zöhler und Hares machten deutlich, dass dem Präsidium die Entscheidung, den Klageweg einzuschlagen, nicht leicht gefallen sei. Dass ihm aber angesichts der Rechtslage keine andere Wahl geblieben sei. Wollscheid bedankte sich abschließend für diese offenen Worte und für die gesamte Amtszeit des Präsidiums in einer schwierigen Zeit. Dem schloss sich das Plenum an.