LSVS & Bildung & Gesellschaft anderen Bundesländern gibt es im Saarland sehr viele Vereine, aber leider auch viele Kleinstvereine, die durch den Schwund an Ehrenamtlichen kaum noch handlungsfähig sind“, stellt er fest. Ehrenamtliche zu finden, die diesen Aufwand in ihrer Freizeit und ohne Bezahlung stemmen, ist in Zeiten des Rück- gangs der Anzahl ehrenamtlicher Helferin- nen und Helfer in den Vereinen schwierig. Auch die zuständigen Dachverbände haben keine oder nur wenige Angestellte und oft auch keine finanziellen Mittel, sich professio- nelle Hilfe in diesem Bereich leisten zu kön- nen. Paradox, dass sich Vereine finanzielle Unterstützung offenbar nicht leisten können. Doch genau an dieser Stelle kommt das Referat Sportheimat im LSVS ins Spiel. „Wir haben Stellen, die extern finanziert werden und die nichts anderes tun, als den Vereinen bei der Beantragung und auch der weiteren Dokumentation zu helfen“, betont Simon Kirch. Darüber hinaus sieht er noch viel Ver- marktungspotenzial im saarländischen Brei- tensport: „Der Sport hat im sozialen Bereich einen sehr hohen Stellenwert. Die großen ka- ritativen Träger nutzen den Sport beispiels- weise mit Fußballturnieren, Kletterangebo- ten oder Erlebnispädagogik gerne, um die jungen Menschen zu erreichen“, erklärt er und stellt fest: „Der Sport selbst tut dies noch relativ selten – andere sind also an manchen Stellen besser darin, den Sport zu vermark- ten, als der Sport selbst. Dabei liegen diese Gelder fast schon auf der Straße.“ Viele Ak- teure hätten schon früh erkannt, wie wichtig der Breitensport als letztes Lagerfeuer der Gesellschaft gerade im ländlichen Raum ist. Nur der Sport selbst nicht? „Der Sport im Saarland ist unterfinanziert“ „Für das alles, was er leisten soll, ist der Sport im Saarland, trotz Sportachtel, völlig unterfinanziert. Ich sage immer: Der Sport ist zu billig. Er müsste mal damit anfangen, günstig zu werden“, stellt Simon Kirch klar und führt aus: „Es geht nicht darum, dass Eh- renamtliche plötzlich Geld bekommen oder dass Vereine Gewinn erwirtschaften sollen. Es geht nur darum, dass das, was geleistet wird, finanziert wird – also dass die entstan- denen Auslagen wieder reinkommen. Das gelingt einem ehrenamtlichen Sportverein nicht.“ Dem organisierten Sport würden von uns allen immer mehr gesamtgesellschaftliche Aufgaben übertragen, die nicht angemessen gegenfinanziert werden. Manch gutgemein- te Mittel, mit denen Kommunen finanzschwa- chen Vereinen entgegenkommen, führen so- gar zu gegenteiligen Effekten. „Ein Beispiel: Da kostet den Verein eine Stunde in der Turnhalle sechs Euro. Das reicht hinten und vorne nicht für die Instandhaltung. Eigentlich müsste die Halle ein Vielfaches kosten und der Verein problemlos in der Lage sein, das auch zu bezahlen“, sagt Kirch. Das Saarland ist ein Vereins- und ein Ehren- amtsland, sogar das stärkste bundesweit. „Deshalb fände ich es schön, wenn wir einen Beitrag dazu leisten könnten, dass Vereine das sie auszeichnende soziale Leben durch unsere Hilfe etwas besser gestalten können. Ganz konkret dadurch, dass ihnen mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stehen“, sagt Kirch. Allein dies sei schon ein großer Anspruch an sich und sein Team, aber er wünscht sich noch mehr: „Es wäre auch toll, wenn wir die Verbände durch die Beantra- gung von Fördermitteln dahingehend unter- stützen könnten, dass sie ihre Strukturen ein Stück weit professionalisieren und hauptamt- liche Stellen schaffen können.“ Dabei gehe es nicht darum, das Ehrenamt durch Haupt- amt zu ersetzen, sondern darum, dass das Ehrenamt in den Vereinen mit dem Hauptamt in den Verbänden kooperiert. „Damit die Eh- renamtlichen nicht weiterhin Dinge tun müs- sen, die man nicht von ihnen verlangen darf“, betont Kirch und schiebt nach: „Viele Anfor- derungen sind inzwischen für Ehrenamtliche einfach zu hoch, das reine Ehrenamtsmodell ist ein Auslaufmodell.“ Oder mit Blick auf die sinkende Zahl der Ehrenamtlichen besser: ein Weglaufmodell. „Die Umwelt hat sich ver- ändert, aber die Strukturen des organisierten Sports sind stehen geblieben und damit aus der Zeit gefallen“, findet Simon Kirch. Um diese Dysbalance zwischen Leistung für die Gesellschaft und Leistungen von der Ge- sellschaft wieder auszugleichen, bräuchte es erhebliche Investitionen. Durch die Bün- delung der Förderprogramme möchte Simon Kirch mit seinem Team seinen Teil dazu bei- tragen, dass diese von den Sportvereinen selbst mitgestaltet und finanziert werden können. Um diese Entwicklung einzuleiten, wünscht sich Simon Kirch für sein Referat vor allem eines: Mehr Projekte, mehr Fördermit- tel und Konstanz im Bereich der Mitarbeiten- den. Gemäß der Ausgestaltung und Laufzei- ten der unterschiedlichen Förderprogramme erfolgt die Personalisierung flexibel, also zeitlich befristet. „Wünschenswert wäre ein administrativer Kern mit festen, projektüber- greifenden Zuständigkeiten, beispielsweise für Bilanzen und Öffentlichkeitsarbeit“, sagt Kirch, der in seiner Arbeit nicht nur die Wei- terleitung von Fördermitteln sieht, sondern auch nachhaltige Vereinsentwicklung und Verbandsentwicklung im sozialen Bereich, verbunden mit der langfristigen Strategie und Perspektive des LSVS: „So hätten wir auch die Möglichkeit, Synergien zu schaffen und durch einen überschaubaren Mehrauf- wand auf Dauer ungleich größeren Benefit zu generieren.“ Der wiederum käme letztlich den Vereinen und somit dem gesamten Saar- sport zugute. Der Sport hat im sozialen Bereich einen sehr hohen Stellenwert. Die großen karitati- ven Träger nutzen den Sport bei- spielsweise mit Fußballturnieren, Kletterangeboten oder Erlebnis- pädagogik gerne, um die jungen Menschen zu er- reichen. 26 | März 2022