44 Persönlichkeit Schwager der saarländischen Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger haben Sie ja einen guten Draht zu einer Entschei- dungsträgerin, die Sie gegebenenfalls an die Belange der Vereine erinnern könnten. Rehlinger: Bei der richtigen Gelegenheit werde ich sie gerne noch mal darauf hinweisen, dass die Politik den Blick auf die Vereine auf keinen Fall verlieren darf. Im Moment bekomme ich sie ja auch kaum zu Gesicht, weil sie rund um die Uhr unterwegs ist. Spaß beiseite, ich finde schon, dass die Politik uns im Blick hat. Ich habe definitiv das Gefühl, dass die politischen Entscheidungsträger versuchen, ihr Bestes zu geben. Aber es gilt ja vieles im Blick zu behalten, auch beispielsweise die Wirtschaft und die Kultur. Klar, unsere Vereine sind gebeutelt, weil sie ihre Leute bei der Stange halten müssen und auch, weil sämtliche Feste aus- fallen, mit denen die Einnahmen generiert werden. Aber es gab ja auch schon finanzielle Unterstützung. Sollten die aktuellen Einschränkungen länger gelten, sollte hier aber wieder etwas kommen. Wir haben Vereine mit über 100-jähriger Tradition, die zwei Weltkriege überstanden haben. Es wäre fatal, wenn die wegen Corona den Laden dicht machen müssten. Mit welchen Herausforderungen sehen Sie sich und Ihr Team nun konfrontiert? Rehlinger: Die Herausforderung ist unabhängig von Corona einen kleinen Hype anzustoßen, indem man unsere Sport- art entsprechend präsentiert. Die Leute, insbesondere Kinder und Jugendliche, sollen erkennen, dass Handball mehr als nur eine tolle Sportart ist. Dass man hier etwas fürs Leben lernt, wie Teamgeist und Zusammenarbeit, aber auch Freundschaften entstehen, die ein Leben lang halten. Die Gesundheit steht natürlich über allem, aber die Pause darf auch nicht zu lange werden, weil wir sonst ein Problem haben werden – vor allem im Nachwuchsbereich, wo Spielerinnen und Spieler aufhören oder sich umorientieren könnten. Die Vereine hängen auch finanziell am Tropf, bei vielen sind die Reserven – sofern es die gab – aufgebraucht und je länger diese Phase andauert, desto ernster wird die Lage. Wichtig ist daher, dass wir unseren Sport überhaupt mal wieder ausführen können. Deswegen hoffe ich, dass die Leute endlich kapieren, dass man sich in allen Bereichen an die Regeln halten soll, damit die Zahlen wieder sinken und auch wieder eine Entlastung für den Sport kommen kann. Der langjährige Präsidenten Eugen Roth wurde zum HVS-Ehren- präsident ernannt. auch wieder runtergehen und es wird auch wieder Locke- rungen geben. In einem Kontaktsport wie Handball macht es ja keinen Sinn, Abstand zu halten. Deshalb wäre es auch nicht logisch, in einer Zeit, in der man sich im privaten Umfeld nicht mit Angehörigen aus drei Haushalten treffen darf, mit 15 Mann Kontaktsport ausüben zu dürfen. Die Ansteckungsgefahr ist nun einmal da und deshalb kann ich die Politik auch vollkommen verstehen. Weil es einige Leute nicht von sich aus geschafft haben, sich an die Regeln zu halten, bleibt ihr leider keine andere Wahl, als die Notbremse zu ziehen, damit wir an Weihnachten nicht alleine zu Hause sitzen. Wenn wir zusammenhalten und das Problem gemeinsam angehen, wird es auch bald wieder Lockerungen geben. HV-Saar-Jugendkoordinator Christian „Blacky“ Schwar- zer hat schon auf dem Verbandstag, an dem Sie gewählt wurden, Stellung bezogen und befürchtet den Verlust einer ganzen Handball-Generation. Sie auch? Rehlinger: Ich kenne Blacky schon ewig und weiß, wie hochmotiviert er ist. Natürlich wollen wir alle schnellstmög- lich in die Halle zurück. Klar ist, dass die Pause nicht zu lange dauern darf, damit die Leute ein festes Ziel im Auge haben, an dem es weitergeht. Wir müssen den Spitzensport und den Breitensport bei Laune halten. Die Landeskader dürfen ja im Saarland trainieren, aber die Amateure haben es nach wie vor umso schwerer. Blacky ist genauso vernünf- tig wie wir alle und weiß, dass wir unseren Beitrag leisten müssen, damit die Zahlen wieder fallen und wir diesen Mist, auf Deutsch gesagt, endlich loswerden. Danach wird es auch wieder Möglichkeiten geben, Sport zu treiben. Welche weiteren Schwerpunkte finden sich auf Ihrer Agen- da? Rehlinger: Das sind die Themen, die uns im Prinzip schon seit Jahren begleiten und die derzeit unter den Nägel bren- nen, wie das Schiedsrichterwesen und die Jugendarbeit im Allgemeinen. Es gibt weitere wichtige Themen, aber wir müssen uns jetzt erst mal als Präsidium sortieren und sehen, wer welche Aufgabenbereiche übernimmt. Hier muss auch Hans-Gerd Fries entlastet werden, an dem zuletzt sehr viel hängengeblieben ist. Das hängt auch damit zusammen, dass unsere Geschäftsstelle quasi in sein Wohnzimmer verlegt werden musste. Das muss sich wieder ändern, wir brauchen eine eigene Geschäftsstelle, um bestimmte Dinge wieder in den Griff zu bekommen. Es ist ganz klar: Das, was von einer Geschäftsstelle zu leisten ist, kann nicht von Ehrenamtlichen geleistet werden. Hat die Politik die Vereine ausreichend im Blick? Als Vielen Dank für das Gespräch, Herr Rehlinger. i e v o m r e p p a l C / S V H : o t o F 06 | 2020