IM INTERVIEW … 15 Fachverbänden, den Mitarbeiter*innen und dem Personalrat gemeinsam gelungen, eine moderne Organisation zu schaffen, die sich nun noch lebendig und dynamisch entwickeln kann. Das, was wir geplant haben, müssen wir jetzt weiter umsetzen. Haben Sie bei alldem die Dankbarkeit für Ihr Engagement vermisst? Wilhelmi: Ja, das kann man so sagen. In meinen 23 Einzelge- sprächen mit Fachverbänden gab es unterschiedlichste Reso- nanz und, höflich formuliert, vermisste ich manchmal das Fair Play. Für mich ist zudem das Ergebnis der Wahlen im Rahmen der außerordentlichen Mitgliederversammlung der Beleg dafür, dass nicht mehr richtig eingeschätzt werden konnte, was eigentlich alles von uns geleistet wurde. Damit meinen Sie, dass die Versammlung mit großer Mehr- heit Heinz König zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates und damit zum künftigen Präsidenten des LSVS gewählt hat und auch mit Margit Jungmann eine „Neue“ zu dessen Stellver- treterin und Vizepräsidentin? Wilhelmi: Für mich persönlich war die Niederlage gegen Heinz König bei der Wahl des Aufsichtsratsvorsitzenden eine große Enttäuschung. Besonders beziehe ich dies aber auf das Abstimmverhalten im ersten Wahlgang, in dem die Neuen mehr Stimmen erhalten haben als die aktuellen Präsidiumsmit- glieder. Hierzu möchte ich drei Punkte nennen. Zum Ersten erinnere ich mich, wenn ich mir die Ergebnisse anschaue, an die griechische Geschichte, wonach Überbringer von schlech- ten Nachrichten geköpft wurden. Wir haben weder einen Präsi- denten noch einen Vizepräsidenten aus dem bisherigen Präsi- dium rekrutiert, sondern es wurden neue, externe Leute gewählt. Wobei es schon interessant ist, dass immerhin fünf Mitglieder des aktuellen Präsidiums auch in den Aufsichtsrat gewählt wurden. Von daher hat man uns ja offensichtlich eine gute Arbeit zugebilligt. Aber eben nicht die künftige Führung des Verbandes. Zum Zweiten hatte ich mir in meiner Bewer- bungsrede gewünscht, dass der Aufsichtsrat auch die Vielfalt der Fachverbände repräsentiert. Jetzt gehören dem Gremium drei Personen, die der Leichtathletik nahe stehen, und zwei Turner an. Unter Vielfalt der Fachverbände im Aufsichtsrat ver- stehe ich etwas anderes. Drittens möchte ich auch noch Fol- gendes anmerken: Als wir im Sommer 2018 angetreten sind, ist das Präsidium, ich glaube sogar erstmals in seiner Geschichte, ohne politische Mandatsträger ausgekommen. Das kam der Arbeit in diesem Präsidium sehr zugute. Jetzt gehören wiederum politische Mandatsträger zum Aufsichtsrat – und haben dies bei ihrer Vorstellung gegenüber der Versammlung verschwiegen. Sie spielen damit auf Heinz Königs CDU-Mitgliedschaft und seine Funktion in der Mittelstands- und Wirtschaftsunion Saar an. Und Andreas Juliens (SPD) sitzt im Saarlouiser Stadtrat. Allerdings haben auch Präsidiumsmitglieder ein Parteibuch. Sie selbst ebenfalls das der CDU. Dr. Sabine Glück sitzt sogar seit 2019, also nach ihrer Wahl ins LSVS-Präsidi- um, für die CDU im St. Ingberter Stadtrat. Trotzdem haben Sie die Wahl angenommen und müssen auch mit den neuen Verantwortlichen zusammenarbeiten. So, wie es für mich eine Herzensangelegenheit war, mich im Sommer 2018 für die Rettung des Saarsports zu engagieren, so sehe ich es nun als meine Verpflichtung, den eingeschlage- nen Weg konsequent weiterzugehen. Dafür sind wir alle auch aufs Neue gefordert. Die Zusammenarbeit wird ohnehin eine andere sein als noch im Präsidium. Das Präsidium, genauer der Präsident und die Vizepräsidenten waren aus der Geschäftsfüh- rung heraus voll haftbar. Das gibt es so jetzt nicht mehr, hier- für sind die beiden hauptamtlichen Geschäftsführer als Vor- stand vorgesehen. Ich bin gespannt auf die Zusammenarbeit mit den Aufsichtsratsmitgliedern. Von den neben mir weiteren acht sind mir vier bestens bekannt, vier halt noch nicht. Unse- re erste gemeinsame und aktuell einzige Aufgabe wird es sein, die Ausschreibung der beiden Vorstandsposten vorzubereiten und die geeigneten Vorstände zu finden. Nicht gerade wertgeschätzt wurde auch der künftige Präsi- dent Heinz König, als er von dem Präsidenten der Saarländi- schen Triathlon Union, Bernd Zimmer, mit einem offenen Brief im Amt „begrüßt“ wurde, der es in sich hatte. Die Saar- brücker Zeitung, die von Zimmer ebenfalls informiert wurde, berichtete in ihrer Ausgabe vom 5. Februar ausführlich. Wie bewerten Sie diese Art und Weise der ersten Kontaktaufnah- me mit dem mit deutlicher Mehrheit gewählten, künftigen LSVS-Präsidenten? Wilhelmi: In bestimmten Punkten teile ich die Meinung von Bernd Zimmer. Die Mitgliederversammlung brachte für viele überraschende Ergebnisse. Ich sehe es als ein grundsätzliches und wesentliches Mittel in unserer Demokratie, dass man Mei- nungen äußern kann. Dass er hierbei die Saarbrücker Zeitung in den Verteiler einbezogen hat, kann man kritisieren. Ande- rerseits zeigt die Vergangenheit, dass die Infos die Presse sowieso erreicht hätten. So konnte sich jeder ein Bild von der journalistischen Darstellung machen. Dennoch war der von Herrn Zimmer angeschlagene Ton recht rau. Inwiefern fürchten Sie die von Ihnen angesprochene Machtfülle der mitgliederstarken Verbände im Aufsichtsrat? Befürchten Sie wirklich, dass dies als Interessenvertretung genutzt wird? Wilhelmi: Ich habe das Schreiben von Herrn Zimmer nicht so destruktiv verstanden. Wie wir alle ist er ein Sportenthusiast, der mit Triathlon eine unserer ganz wichtigen Sportarten mit Bundestützpunkt vertritt. Ich habe ihn selbst so kennenge- lernt, dass er offen und ohne Visier in Diskussionen geht. Letztlich waren die Ergebnisse immer zielführend. Die Zusam- menarbeit im Aufsichtsrat muss sich erst finden und hier setze ich auf wertschätzenden Umgang mit der Kompetenz eines jeden Einzelnen – unabhängig von seiner Sportart. Das Team ist auch hier gemeinsam erfolgreicher als jeder Einzelne allein. Wir müssen die neuen Strukturen umsetzen, wir müssen schau- en, dass wir unsere Infrastruktur auf Vordermann bringen und wir müssen zusehen, dass endlich wieder der Sport im Mittel- punkt steht. Wir wissen schließlich jetzt schon, dass zum Bei- spiel Kürzungen von Saartoto anstehen. Diese Dinge können und sollten wir miteinander als saarländische Sportfamilie zukunftsorientiert und zum Wohle des Sports gestalten. Wilhelmi: Wir wurden alle von der Versammlung gewählt. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Wilhelmi. 1 | 2020